Don’t call me white

Weiße Privilegien sichtbar machen und hinterfragen!

An der Uni und in ganz Bielefeld finden über das Jahr verteilt einige antirassistische Aktivitäten, wie etwa das „Festival contre les racisme“ oder die „Woche gegen Abschiebung“, statt. Konsens scheint dabei zu sein, dass Rassismus dumm, diskriminierend und menschenverachtend ist. Rassismus soll kritisiert, und überwunden bzw. abgeschafft werden. Auch in der politischen Linken und darüber hinaus ist diese Position oft vorzufinden, die auch zu unterstützen ist.
Doch was ist gemeint wenn von Rassismus gesprochen wird und was wird dabei übersehen? Rassismus wird von linken Gruppen häufig vorrangig wahlweise in der extremen Rechten oder beim Staat und in seinen Gesetzen (Abschiebung, Residenzpflicht,…)  verortet und kritisiert. Die Inhalte von Veranstaltungen, die dies thematisieren, sind richtig und es gilt weiterhin dazu zu arbeiten.
Allerdings liegt die Gefahr der Verortung des Rassismus bei z.B. staatlichen Institutionen, darin, dass dieser in jedem Fall außerhalb von mir selbst und ‚unseren’ linken Zusammenhängen gesucht und gefunden wird, während wir selbst als Subjekte (in dem Fall der Autor_innen Weiße  mehrheitsdeutsche Subjekte) damit scheinbar nichts zu tun haben.
Dieses Verständnis halten wir für problematisch, da es entscheidende Aspekte von Rassismus als sozialem Verhältnis in das alle in dieser Gesellschaft lebenden Menschen verstrickt sind, übersieht. In Abgrenzung dazu wollen wir Rassismus begreifen als eine gesellschaftliche (diskursive) Struktur, in dem ein bestimmtes Kräfteverhältnis zum Ausdruck kommt. Rassismus als ein Phänomen postkolonialer Gesellschaften bringt dominante, priviligierte Weiße Positionen und marginalisierte Schwarze Positionen hervor und weist Subjekten diese zu, bzw. lässt jene als solche erst innerhalb dieser bestehen. In diesem Verhältnis gibt es zunächst kein Außen, keinen „guten“ (Sprech-)Ort, von dem aus integer kritisiert werden kann.
Eine solche verschobene und erweiterte Sichtweise ermöglicht es, sowohl die Beteiligung von allen Weißen an Rassismus, als auch die Kämpfe die aus einer Schwarzen Position und Perspektive geführt werden, in den Blick zu nehmen. Dabei geht es nicht um eine essentialisierende Festschreibung, sondern vielmehr um die Berücksichtigung der immer schon verorteten Sprechorte und krass ungleichen Machtverhältnisse in der rassistisch strukturierten Gesellschaft.
Wir, die Autor_innen dieses Textes, die ebenfalls aus einer weißen Position/Perspektive schreiben/handeln, sind also mitten drin im Problemzusammenhang, nicht außerhalb, und somit aktiv an der Aufrechterhaltung eines rassistischen Verhältnisses beteiligt und profitieren davon durch uns zugewiesene Privilegien. Diese können wir nicht einfach loswerden dadurch, dass wir „anti-rassistisch“ drauf sind. Zu dieser Beteiligung gehört beispielsweise in Deutschland als legitim zugehörig anerkannt zu werden und nicht dauernd mit Fragen wie „Wo kommst du her?“ als anders angesprochen zu werden. Dazu gehört auch keinen Alltagsrassismus zu erleben und so unmarkiert als normal  angesehen zu werden.
:uniLinks! liebäugelt in diesem Sinne damit, einen kritischen Blick auf die (sozialen) Räume zu richten, in denen wir uns bewegen. Dies sind Ort wie die Uni Bielefeld, die nächste Mainstream-Disko und die Lieblingskneipe – das sind aber auch (linke) Zusammenhänge wie unsere eigene Gruppe, das AJZ, die Antifa-AG, der AStA, etc., die weitgehend privilegierte Weiße Räume sind und als solche aufrechterhalten werden und somit weiß bleiben. Dies ist aus der hier vorgeschlagenen Perspektive  kein Zufall, sondern durch strukturelle Abgrenzungsmechanismen hervorgebracht. Wenn auch an dieser Stelle keine ausführlichere Analyse präsentiert werden kann, soll doch diese Sichtweise zum Thema gemacht werden und zur Auseinandersetzung mit den komplexen Verstrickungen der rassistisch strukturierten Verhältnisse anregen!

Gegen Rassismus auf allen Ebenen! Weiße Privilegien und Positionen demaskieren!

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