Quo Vadis…Hochschulpolitik?

Info- und Diskussionsveranstaltung über das Elend der Hochschulreformen und Möglichkeiten, dem etwas ent-gegenzusetzen mit Lars Bretthauer, Mitglied des Vereins ‚reflect! – Assoziation für politische Bildung und Gesellschaftsforschung’ am 5. Juni 08

Die nun auch in Bielefeld erfolgte Etablierung des sogenannten Hochschulrates als neuer Leitungsinstanz der Universität bildet nur ein weiteres Mosaiksteinchen in einem viel grundlegenderen Prozess des Umbaus der gesamten Hochschulland-schaft. Dieser Umbau, der sich auf verschiedenen Ebenen beobachten lässt, führt da-zu, dass die Möglichkeiten kritischer Wissenschaft und kritischen Studierens syste-matisch eingeschränkt werden.

Die Hochschulverwaltung orientiert sich zunehmend an ökonomischen Kriterien und wird schrittweise entdemokratisiert, wofür der Hochschulrat das herausstechendste Beispiel bildet. Genauso wird auch wissenschaftliche Forschung auf ökonomische Verwertbarkeit umgestellt, wissenschaftliche Arbeitsverhältnisse werden prekär or-ganisiert und die Qualität der Forschung verstärkt anhand der Quantität eingewor-bener Drittmittel gemessen. Damit geht eine Berufungspolitik einher, die kritisch orientierten ForscherInnen den Weg in die universitären Strukturen zunehmend verunmöglicht. Parallel hierzu wird das Studium durch Modularisierung stark ver-schult. Die Ausrichtung an berufspraktischen Ausbildungszielen und die damit ver-bundene Einführung von BA-Studiengängen zwingen die Studierenden, sich effizient und konzentriert an kanonisierten Wissensvorgaben zu orientieren. Studienge-bühren und verschärfte Aufnahmeregelungen tun ihr Übriges, um selbstbestimmtes und kritisch hinterfragenes Lernen zu verhindern sowie studentische Selbstverwal-tung und Selbstorganisation gravierend zu erschweren.

Bei der Veranstaltung sollen die skizzierten Veränderungen der Hochschullandschaft vor einem gesamtgesellschaftlichen Hintergrund betrachtet und kritisiert werden. Dabei wird auch die Frage gestellt, wie (studentische) Selbstorganisation dagegen aussehen könnte und ob kritische Theorie- und Wissensbildung sich zukünftig ande-re Orte als die Universitäten suchen muss, um überleben zu können.

Referent Lars Bretthauer ist Mitglied des Vereins ‚reflect! – Assoziation für politi-sche Bildung und Gesellschaftsforschung’, welcher versucht, Kräfte gegen die sich im Bildungssektor ausbreitenden Prekarisierungstendenzen zu bündeln und sich als Grundstein für die Selbstorganisation all jener versteht, die im Bildungs- und/oder Forschungsbereich arbeiten oder arbeiten wollen, dies aber aufgrund der aktuellen politischen wie ökonomischen Veränderungen an den Hochschulen und im gesamten Bildungssektor kaum mehr können.

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