Gegen den rechten Konsens an der Uni und anderswo!

Der zunehmende Einfluß des Neoliberalismus auf das politische Bewußtsein der Studierenden birgt in sich die Gefahr, daß ein Teil der Studierenden ach rechts driftet. So haben z.B. nach einer wissenschaftlichen Untersuchung 15% der StudentInnen an Hessens Hochschulen festgefügte rechtsautoritäre Einstellungen.¹

Predigen neoliberale IdeologInnen den unbedingten Konkurrenzkampf als Motor der Entwicklung, ist es kaum verwunderlich, daß diese Ideologie auch auf das politische Denken von Studierenden einwirkt. So vermuten SozialwissenschaftlerInnen des Frankfurter Instituts für Sozialforschung im Hinblick auf das Bewußtsein von StudentInnen, daß aufgrund des immer stärker werdenden Leistungsdrucks eine »wenig konkurrenzorientierte linksliberale Einstellung als ein unerträglich widersprüchliches Lebensstilelement empfunden wird, das zudem als ein bloßer Konformismus gegenüber den Lehrenden gedeutet wird, die als Verfechter der Werte von `68 gelten. Demgegenüber würde sich die neurechte Ideologie als ultrarealistische Leistungsideologie anbieten, die es erlaubt, Konkurrenten institutionell nachhaltig auszuschließen, und gleichwohl das Gefühl nicht nur aufrecht erhält, sondern sogar noch verstärkt, nonkonformistisch gegen bestehende Lebensverhältnisse zu handeln«2

Dieser Prozess passt gut in die kulturrevolutionäre Strategie der NeuenRechten, an der Universität Eliten zu schaffen, um ihre befreiungsnationalistischen Ansätze in die Uni zu tragen. Der Neoliberalismus bietet der extremen Rechten nicht nur die Möglichkeit, sich auf eine allgemein anerkannte Theorie zu stützen, sondern sie läßt auch die Verknüpfung mit vielen traditionellen Grundmustern rechtsextremen Denkens zu, so beispielsweise »Auslese der Stäkeren, kulturell determinierter Rassismus, Leistungsethos, Gewerkschafts- und Demokratiefeindlichkeit, Autoritarismus,…«.3

Fast schon prädestiniert für die Strategie der Neuen Rechten sind die Burschenschaften mit ihren eltären, chauvinistischen und antidemokratischen Wertvorstellungen. Den Studentenverbindungen fiel eine maßgebliche Rolle bezüglich der Verbreitung der nationalsozialistischen Machtergreifung an den Hochschulen zu.4

Die Burschenschaften, die sich heute in der Grauzone von Rechtskonservativismus und Rechtsextremismus bewegen, bieten den neurechten Theoretikern die Chance, rechtsextreme Positionen zu intellektualisieren und neue (studentische) Kameraden zu rekrutieren. Wenn eine Bielefelder Burschenschaft einen der bedeutendsten Vertreter der Neuen Rechten, Horst Mahler, der mit den sog.»Bielefelder Thesen« übelste Demagogie betreibt, ein Forum bietet, spricht das eindeutig für diesen Trend.

Selbst wenn bei manchen Burschenschaften keine Verbindungen zum neurechten Lager erkennbar sind, sind auf jeden Fall ihre sexistischen, nationalistischen und antidemokratischen Ideologieelemente zu kritisieren und anzugreifen. Aber auch die wissenschaftlichen Diskurse, die unter den Lehrenden und in Forschungseinrichtungen geführt werden, müssen von den Studierenden auf ihre (ideologischen) Inhalte kritisch überprüft werden, um ggf. ein Gegengewicht in der Meinungsbildung zu bilden. So wurde z.B. die sog. »Bioethik-Konvention«, die medizinische Versuche am Menschen und Organentnahme bei »nicht einwilligungsfähigen Personen« (Behinderte) ermöglicht, auch von Forschungseinrichtungen und Lehrenden gefördert, um Forschungshindernisse zu beseitigen. Auch hier ist der Einfluß des Neoliberalismus spürbar. Ethische Fragen werden den Interessen der wissenschaftlichen Forschung und des kapitalistischen Marktes untergeordnet, was zu einer Einteilung in »wertes« und »unwertes« Menschenleben führt. Hier müssen das der Forschung und der Wirtschaft zugrunde liegende Menschenbild hinterfragt und die geistige Kontinuität zum Nationalsozialismus aufgezeigt werden.

Aus diesen Günden unterstützen wir ausdrücklich die Beibehaltung der Antifa-AG im derzeitigen AStA, die versucht, dem neoliberalen Zeitgeist und dem damit verbundenden Rechtsruck entgegenzuwirken. Sie leistet einen wichtigen Beitrag in der politischen Meinungsbildung der StudentInnen.

Kein Vergeben,
Kein Vergessen

1: In: Handbuch deutscher Rechtsextremismus. Mecklenburg, Jens (Hrsg.).Berlin 1996, S.879
2: In: Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Studien zur aktuellen Entwicklung. Institut für Sozialforschung (Hrsg.) Frankfurt a.M./New York 1994, S.88f.
3: In: Neoliberalismus und die extreme Rechte. Schui, Herbert u.a., München 1997.
4: In: Handbuch deutscher Rechtsextremismus. Mecklenburg, Jens (Hrsg.).Berlin 1996, S.866

Dieser Beitrag wurde unter 2000, Antifaschismus, Hochschulpolitik abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.