Das erfolgreiche Scheitern von 1968 – Poststrukturalistische Theorien der Kontrollgesellschaft

In den letzten Jahren hat sich ein Übergang von einer Übergangs- zu einer Kontrollgesellschaft vollzogen. Dieser wurde von Neuformulierungen des Politischen unterstützt, die sich auf ungefähr 1968 datiert lassen, und mit der eine Reihe privilegierter politischer Artikulations- und Denkweisen in Frage gestellt werden:

Die Fabrik als erster Ort des Kampfes, die Arbeiterklasse als Geschichte machendes Kollektivsubjekt und der Marxismus demzufolge der Kapitalismus an seinen prozessierenden Wiedersprüchen zugrunde gehen werde. Alle machtvollen Repräsentationen politischer Arbeit werden angreifbar: der Avantgardismus des Kaders, das Pathos des Kämpfers, die Stellung des linken Intellektuellen, die traurigen Leidenschaften des Militanten: Disziplin, moralische Belehrung, schlechte Laune. Die Kämpfe von 1968 haben einen enormen Schub sozialer, politischer und sexueller Differenzierung bewirkt, ohne jene grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen – Sozialismus, Selbstverwaltung usw. – zu erreichen.

In dem Maße, in dem soziale Differenzen zunehmen, bilden sich Axiomatisierungen, mit denen sie innerhalb der Verwertungsgrenzen und innerhalb der biopolitischen Kontrollmechanismen gehalten werden. Je größer die Abstände zwischen den partikularen Codierungen mit dem Übergang in den Postfordismus und dem erneuten Globalisierungsschub der 1980er Jahre werden, umso mehr kontrollierende Regulierungen durchziehen die Gesellschaft.

Die beschriebene Entwicklung bringt den Schluss mit sich, die herkömmliche Vorstellung vom individuellen politisch handelnden Subjekt in Frage zu stellen und stattdessen das Politische als a-subjektives Ereignis in einem gesellschaftlichen Kräfteverhältnis zu begreifen, in dem es kein Außen geben kann.

Was kann dieser theoretische Ansatz für die politische Praxis bedeuten?

Vortrag & Diskussion

mit Katja Diefenbach

Do – 1.7.04 – 19h in H2

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